Feuerwehr Neufahrn freut sich über 6 neue Truppführer

25.07.2020
Großer Prüfungstag an der Feuerwache Neufahrn
Das Wetter meinte es wirklich gut mit unseren 6 Truppführer-Anwärtern und so konnte die Prüfung am Samstag, den 25. Juli 2020, pünktlich um 9 Uhr morgens an der Feuerwache im Konrad-Lorenz-Weg in Neufahrn beginnen.

5 Feuerwehrmänner und eine Feuerwehrfrau waren angetreten um durch das Bestehen der Abschlussprüfung die Truppführer-Qualifikation zu erlangen.

Gestartet wurde mit einer theoretischen Prüfung im Multiple-Choice-Verfahren, die alle Prüflinge rasch und souverän meisterten.

Danach begann der praktische Teil, in dem, um dem Vier-Augen-Prinzip gerecht zu werden, jeder Prüfling von zwei Prüfern gleichzeitig geprüft wurde.

Das auf einem benachbarten landwirtschaftlichen Hof aufgebaute Prüfungsszenario "Radfahrer unter PKW" hatte es für die Prüflinge dann in sich.
Drei Prüflinge saßen als Truppführer-Anwärter mit sechs weiteren Einsatzkräften in unserem großen Einsatzfahrzeug für "Technische Hilfeleistungen" und wurden von der Feuerwache zur simulierten Einsatzstelle gefahren.
Dort angekommen hieß es "Absitzen und vor dem Einsatzfahrzeug antreten!".
Schon beim Aussteigen kann man Fehler-Punkte sammeln, nämlich dann, wenn man auf der dem Straßenverkehr zugewandten und dadurch gefährlicheren Seite des Einsatzfahrzeuges aussteigt.

Jedem Truppführer ist im Einsatz ein Truppmann zur Seite gestellt und neben Gruppenführer, Maschinist und dem sogenannten Melder gibt es in größeren Fahrzeugen mit 9 Einsatzkräften dann 3 Zweimann-Teams:
Den Angriffstrupp, den Wassertrupp und den Schlauchtrupp.
Der Angriffstrupp hat die Aufgabe den unter dem Fahrzeug eingeklemmten Menschen zu befreien und zu retten. Der Wassertrupp sichert die Unfallstelle gegen den übrigen Verkehr ab und sorgt im Falle eines entstehenden Brandes für die schnelle Verfügbarkeit geeigneter Löschmittel.
Der Schlauchtrupp ist für das koordinierte und die Reihenfolge der wahrscheinlichen Anwendungsnotwendigkeit berücksichtigende Vorbereiten aller benötigten Rettungsgeräte und Werkzeuge zuständig und betreut darüber hinaus den Fahrer des Unglücksfahrzeuges.

Zuvor war ausgelost worden, welcher Prüfling in diesem Einsatz Angriffstruppführer, wer Wassertruppführer und wer Schlauchtruppführer sein sollte.

In seinem jeweiligen Trupp ist der Truppführer für die Sicherheit des Trupps und das zügige, zielgerichtete Abarbeiten der vom Gruppenführer erteilten Befehle unter Berücksichtigung der Unfallverhütungsvorschriften zuständig. Darüber hinaus muss er ständig per Funk oder direkt Rückmeldungen an seinen Gruppenführer geben, damit dieser sich über den Fortschritt des gegebenen Einsatzauftrages ein Bild machen und nach erfolgreicher Durchführung neue Befehle erteilen kann.

Um die Führungsqualifikationen des jeweiligen Truppführers zu prüfen waren zusätzliche Erschwernisse in das Prüfungsszenario eingebaut worden:
Plötzlich auslaufendes Benzin, der nach einem vermutlichen Herzinfarkt bewusstlos zusammenbrechende Fahrer des Unfallfahrzeugs sowie ein schreiend an der Unfallstelle auftauchender Angehöriger des unter dem PKW liegenden Verletzten trieben den Prüflingen bei strahlendem Sonnenschein zusätzliche Schweißperlen auf die Stirn.
Doch alle hielten der Stresssituation stand und konnten auch diesen Prüfungsabschnitt erfolgreich beenden.

Nach der Rückkehr zur Feuerwache begann der letzte Prüfungsabschnitt, in dem jeder Prüfling einzeln geprüft wurde:
Der Bewohner eines brennenden Hauses war vor den Flammen auf seinen Balkon im zweiten Stock geflüchtet und musste mittels einer vierteilige Steckleiter gerettet werden.

Geprüft wurden hierbei die korrekte Wiederholung des Einsatzbefehls, das Geben klarer Kommandos an seine Kameraden, die Kommunikation mit dem Hausbewohner, die Rückmeldungen an den Gruppenführer, die korrekte und sichere Entnahme der Rettungsleiter vom Dach das Einsatzfahrzeuges, das sichere Aufstellen und Besteigen der Leiter sowie das den Einsatzvorschriften entsprechend korrekte Retten der durch eine sogenannte Rettungsleine vor dem Absturz gesicherten Person über die 8,4 Meter lange Leiter.

Dass ein geparkter PKW den Standardweg zur Aufstellung der Leiter versperrte, die zu rettende Person in Panik vom Balkon springen wollte und nach ihrer Rettung am Boden der Leiter auch noch bewusstlos zusammenbrach sorgte wieder für zusätzlichen Stress - genau den Stress, den ein Truppführer im Einsatz aushalten und dem er gewachsen sein muss!

Sowohl direkt nach dem Unfallszenario, als auch nach der Leiterrettung besprachen sich die jeweils zwei Prüfer, verglichen ihre zahlreichen Teilbewertungsnoten  und legten dann das Ergebnis "bestanden" oder "nicht bestanden" fest.
Im jeweils unmittelbar danach durchgeführten Gespräch wurden theoretische Zusatzfragen gestellt und der Prüfling erhielt Gelegenheit sein Vorgehen und eigene taktischen Entscheidungen zu erklären. Auch in einer Prüfung läuft die Ausbildung weiter und es wurde über Varianten der Auftragsausführung und kleinere Verbesserungsmöglichkeiten gesprochen.

Am Nachmittag war es dann endlich geschafft, der Prüfungsmarathon beendet und voller Spannung versammelten sich die Prüflinge mit ihren Prüfern, dem Ausbildungsleiter Stefan John, Prüfungsleiter Reinhold Jasch und dem stellvertretenden Kommandanten der Feuerwehr Christian Eschlwech zur Bekanntgabe der Ergebnisse.

Alle Prüflinge hatten bestanden und Manuela Forster, Florian Bauer, Franz Eckl, Stefan Kerber, Mathias Kratzl und Jens-Peter Lentrodt konnten erleichtert und sichtlich stolz ihre Urkunden über den erfolgreichen Abschluss ihrer modularen Truppausbildung mit Truppführer-Qualifikationen entgegennehmen!

Im Namen aller Prüflinge dankte unser ebenfalls geprüfter Pressesprecher allen denjenigen recht herzlich, die nicht nur am Prüfungstag ihre Freizeit geopfert und dadurch diese Prüfung ermöglicht hatten:
Den Statisten, den Ausbildern, aber natürlich auch den zahlreichen Prüfern!
Ganz besonders dankte er unserem Zugführer und Ausbildungsleiter Stefan John, der in monatelanger Vorbereitung das Prüfungsszenario erarbeitet und mit der Kreisbrandinspektion abgestimmt hatte.
Zuletzt richtete der Prüfling seine Dankesworte an Kreisbrandmeister Reinhold Jasch, der als Vertreter der Kreisbrandinspektion die Leitung dieser anspruchsvollen Prüfung innehatte und betonte dabei die kameradschaftliche Prüfungs-Atmosphäre.

Die "MTA-Truppführer-Prüfung" wurde in Neufahrn heute erstmals nach den neuen Richtlinien für die modulare Truppausbildung der Feuerwehren in Bayern (MTA) abgehalten.

Im Namen der Feuerwehr Neufahrn gratuliere ich stellvertretend für den verhinderten Kommandanten Reinhold Kratzl allen Prüflingen recht herzlich und wünsche Euch allzeit eine sichere Rückkehr aus Euren Einsätzen in die Feuerwache Neufahrn!
 
Ebenso allen an der Prüfung Mithelfenden ein herzliches "Dankeschön!" für ihren Einsatz!
 
Christian Eschlwech
stellvertr. Kommandant Feuerwehr Neufahrn

Hintergrundinformationen:

Die Freiwillige Feuerwehr Neufahrn verfügt insgesamt über 9 Einsatzfahrzeuge und diverse Anhänger.
Die 3 Löschgruppenfahrzeuge rücken jeweils mit einer 9-köpfigen Gruppenbesatzung aus.
Diese besteht aus folgenden Feuerwehr-Einsatzkräften:
- Gruppenführer
- Maschinist
- Melder
- Angriffstruppführer
- Angriffstruppmann
- Wassertruppführer
- Wassertruppmann
- Schlauchtruppführer
- Schlauchtruppmann

In der Feuerwehr ist ein aus 2, gelegentlich auch aus 3 Einsatzkräften bestehender Trupp das kleinste Team.
Der Truppführer bzw. die Truppführerin führen dieses Team zum Beispiel im Brandeinsatz als Angriffstruppführer/-in unter Anweisung und Kontrolle des Gruppenführers an.
Die Gruppenführer der einzelnen Fahrzeuge unterstehen dem Einsatzleiter (Kommandant, stellvertr. Kommandant oder Zugführer).

Nach einigen Jahren Vorlauf startete für die bayerischen Feuerwehren 2015 die neue Modulare Truppausbildung (MTA) und löste damit die bisherige Truppmann- und Truppführerausbildung ab.
Weitere Informationen über die MTA-Ausbildung finden Sie auf der Seite des Bayerischen Landesfeuerwehrverbandes und dort unter Fachbereich 3:
https://www.lfv-bayern.de/fachbereiche/fachbereich-3/
 
Jens-Peter Lentrodt
Pressesprecher Feuerwehr Neufahrn