Chronik

1873 -1895

12. Oktober 1873: "Gehorsamster Lengl, Bürgermeister" meldet dem Königlichen Bezirksamt Freising die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Neufahrn. Hauptmann ist Joseph Eberl, 22 Mann treten der Feuerwehr bei.

Das Bauerndorf Neufahrn hat 370 Einwohner, die in 68 Häusern wohnen. Das Dorf gruppiert sich um die alte Kirche, es gibt seit 1858 einen Bahnhof, der etwa einen Kilometer vom Dorfkern entfernt ist. Außerdem hat Neufahrn eine eigene Schule und ein Telegraphenamt. In Bayern regiert König Ludwig II, der Märchenkönig.

1876: Für die Feuerwehr wird ein eigener Löschbrunnen angelegt.

1884: Erster urkundlich erwähnter Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Neufahrn. Der Chronist vermerkt lapidar: "Das Anwesen wurde vollständig eingeäschert!"

25.8.1885: Brandkatastrophe, die das "obere Dorf" zwischen dem heutigen Hotel Gumberger bis zur alten Kirche zerstört. Die Feuerwehr kann wenig ausrichten, weil der eine Löschbrunnen (am heutigen Maibaum) wegen der großen Hitze nicht benutzt werden kann und der andere (nördlich der heutigen Metzgerei Zeiler) zu weit weg ist und das Schlauchmaterial nicht ausreicht.

1886 und 1888: Brände in Neufahrn, ohne genauere Unterlagen

1890: Die Münchner Versicherungsanstalt schenkt der Neufahrner Feuerwehr eine kleine Spritze. Sie wird im Kirchturm untergestellt. Außerdem werden für die Feuerwehr drei Brunnen geschlagen.

1895: Die Neufahrner Feuerwehr gerät ins Visier der königlich-bayerischen Gendarmerie. Bei einer Christbaumverlosung waren die Lose ausgegangen, aber noch potentielle Käufer da. Deswegen sammelte man die Nieten heimlich ein und verkaufte sie erneut. Der Feuerwehrhauptmann und der Vorstand verlieren deswegen ihre Ämter.

1895 - 1931

1895 - 1921: Für diesen Zeitraum gibt es keine Quellen über die Neufahrner Feuerwehr

1921 - 1930: In diesem Jahrzehnt hat es den Unterlagen der Gendarmerie-Station Neufahrn im Staatsarchiv München zufolge neunmal in Neufahrn und zweimal in Mintraching gebrannt. Bemerkenswert ist das Feuer vom

16. Dezember 1930: Östlich der Kirche brennt das Anwesen des Gütlers Michael Brunner und der Stadel seines Nachbarn Zercher. Polizeikommissär Eduard Ammerseder vermutet, dass ein Liebespaar im Streuschuppen des Brunner sich nach Befriedigung seiner amoralischen Bedürfnisse eine Zigarette angezündet und so das Feuer verursacht hat...

1930 - 1931: Zwischen dem 6. Juli 1930 und dem 13.Dezember 1931 brennt es in Neufahrn zehnmal. Im Dorf wird immer wieder die Vermutung geäußert, dass "es brennen musste". Das Geld der Brandversicherung sollte manchem Landwirt helfen, den verschuldeten Hof zu halten. Die "Neufahrner Brandseuche" führt sogar zu einer Landtagsanfrage. Wegen der Weltwirtschaftskrise waren viele Bauern schwer verschuldet, der kiesige Boden auf dem Gfild warf wenig Gewinn ab. In ganz Bayern brannte es überdurchschnittlich oft, allerdings stand Neufahrn mit Abstand an der Spitze der Statistik im Bezirksamt Freising. Erst als nach einem Feuer am 19. Oktober 1931 der Besitzer des Anwesens verhaftet und wegen Brandstiftung und versuchten Versicherungsbetrugs ins Gefängnis muss, ist die Brandserie beendet.

1932 - 1945

1932 - 1939: Die Annalen verzeichnen vier kleinere Brandeinsätze.

20. September 1942: Erste Alarmbereitschaft nach einem Fliegerangriff auf München. Sieben weitere Alarmbereitschaften folgen bis zum 21. Dezember 1942.

10. März 1943: Die Neufahrner Feuerwehr hilft die bombardierte, brennende Alte Pinakothek in München zu löschen. Kommandant der Neufahrner Feuerwehr während der schweren Kriegseinsätze in München ist der Landwirt Josef Kratzl. Von 79 aktiven Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Neufahrn befinden sich 56 als Soldaten an der Front. 22 von ihnen kommen nicht mehr nach Hause zurück. Wegen des Personalmangels werden auch 14-jährige Buben zu den Einsätzen herangezogen. Die heutigen Ehrenmitglieder Alois Landsberger und Hans Pleßl sowie der inzwischen verstorbene, langjährige Vize-Kommandant Anton Kratzl waren damals als halbe Kinder schon im Feuerwehreinsatz in München. Die Neufahrner Feuerwehr fuhr mit einem kleinen Pritschenwagen, auf dem die Motorpumpe und die Schläuche transportiert wurden, zum Bereitstellungsort in München Schwabing, wo sie dann zu Löscheinsätzen eingeteilt wurde.

2. Oktober 1943: Nach einem Bombenangriff brennt das Nationaltheater in München. Die Neufahrner Feuerwehr ist bei der Löscharbeit eingesetzt und geht mit zwei C-Rohren im Innenangriff vor.

13. Juli 1944: Die Neufahrner Feuerwehr wird in der Königinstraße in München von einem Tiefflieger angegriffen. Nach 13-stündigem, nächtlichen Einsatz in der Franz-Josef-Straße dürfen die Wehrleute in der Königinstraße rasten und frühstücken. Plötzlich verkünden die Sirenen Fliegeralarm und ein Tiefflieger greift die Feuerwehrleute an. Sie suchen rasch Deckung im angrenzenden Englischen Garten. Nach dem Fliegerangriff gehen die Löscharbeiten weiter. Am 14. Juli 1944 um 0.30 Uhr wird die Neufahrner Löschmannschaft nach Hause geschickt.

4. August 1944: Der Neufahrner Feuerwehrkommandant Josef Kratzl wird mit dem "Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern" ausgezeichnet.

25. Februar 1945: Letzter Einsatz der Neufahrner Feuerwehr in München nach Bombenangriffen.

13. März 1945: Tieffliegerangriff auf den Bahnhof Neufahrn. Die Geschosse setzen den Stadel des benachbarten Bahnwirts in Brand. Noch während des Fliegerangriffs beginnt die Feuerwehr mit den Löscharbeiten.