Ein großer Feuerwehr-Kommandant nimmt seinen Helm

18.03.2023
Kommandanten-Wechsel bei der Freiwilligen Feuerwehr Neufahrn

Reinhold Kratzl, der mit Beginn des heutigen Samstages, seinem 65. Geburtstag, kraft Gesetz in den Ruhestand verabschiedet werden muss, war im doppelten Sinn ein großer Feuerwehr-Kommandant.

Jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau musste sich an der Einsatzstelle nur einmal kurz umsehen, um sofort zu erkennen wo der Kommandant zu finden war, denn er überragte jeden anderen der Neufahrner Wehr um ein bis zwei Köpfe.

Aber auch aus einem anderen Grund ist Reinhold Kratzl ein besonderer Mensch und Feuerwehrmann. So erinnere ich mich an eine besondere Gefahrensituation unter Kratzls Kommando:

Bei Bauarbeiten war eine Gasleitung beschädigt worden und durch das ausströmende Gas herrschte höchste Gefahr! Die junge Feuerwehrfrau Manuela Forster, der zukünftige Kommandant Stefan Kerber und ich, beide mehrfache Familienväter, wollten uns gerade in den Gefahrenbereich begeben, um das Gasleck zu verschließen als uns der Kommandant stoppte, uns das Abdichtwerkzeug aus der Hand nahm und sagte, dass er diese gefährliche Arbeit selbst verrichten würde, weil wenn es ihn erwischen würde, dann wäre das in seinem Alter weniger schlimm, als wenn es eine junge Frau und zwei Familienväter träfe. Sein Verhalten hat mich damals wie heute zutiefst beeindruckt und bewegt!

1973, so steht es im vergilbten Dienstbuch, trat Reinhold Kratzl als Jugendlicher in die Freiwillige Feuerwehr Neufahrn ein. In der Folge erklomm er die "Feuerwehrleiter" Sprosse um Sprosse bis in die höchsten Ämter und Verantwortungsbereiche.

So war Kratzl 45 Jahre in der Vorstandschaft des Feuerwehrvereins, davon 20 Jahre als zweiter Vorstand. Ab Mai 2008 bekleidete er für ein Jahr den Posten des stellvertretenden Kommandanten bevor er Mitte 2009 für sechs Jahre zum Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Neufahrn gewählt wurde. Zweimal wurde er wiedergewählt und erreicht nun nach fast 13 Jahren Führungsverantwortung in seiner dritten Amtszeit die im Land Bayern gesetzlich vorgeschriebene Altersgrenze für den aktiven Feuerwehrdienst.
Er absolvierte in seiner Dienstzeit unzählige Lehrgänge, Fortbildungen und Spezialausbildungen sowie alle zwölf Leistungsabzeichen in den Bereichen Löscheinsatz und Technische Hilfeleistung und verlässt den aktiven Feuerwehrdienst nun mit 65. Jahren im Rang eines Brandmeisters.

Reinhold Kratzl verrichtete 50 Jahre seinen ehrenhaften Dienst zum Schutz von Menschen, Tieren und Sachwerten – ein außergewöhnliches Lebenswerk im Ehrenamt, das unbestritten höchste Anerkennung verdient!

Der zukünftige Feuerwehrkommandant Stefan Kerber betont, dass unter Kratzls Kommando alle Feuerwehrdienstleistenden immer ohne nennenswerte Verletzungen oder Schlimmeres aus ihren teilweise doch gefährlichen Einsätzen zurückgekehrt sind. Dies sei zusammen mit den Kernaufgaben der Feuerwehr "Retten-Löschen-Bergen-Schützen" das Allerwichtigste und eine großartige Leistung! Der 45-jährige dreifache Familienvater freut sich sehr auf das neue Amt und die damit verbundenen Aufgaben, ist sich aber der Größe der Fußstapfen bewusst, in die er nun tritt.

Roman Petersen, erster Vorstand des Feuerwehrvereins, sieht die gesamte Feuerwehr Neufahrn Reinhold Kratzl zu großem Dank für seine unermüdliche Arbeit verpflichtet und betont noch einmal die Besonderheit, dass sich Kratzl über die Aufgaben des Kommandanten hinaus unter Hintanstellung seiner privaten Bedürfnisse stets auch ausgesprochen stark für den Feuerwehrverein engagiert hat.

Neufahrns erster Bürgermeister Franz Heilmeier, oberster Dienstherr der Freiwilligen Feuerwehr Neufahrn, würdigt und schätzt Reinhold Kratzl als besonderen Menschen und sehr vertrauenswürdigen Partner, der über einen außergewöhnlich langen Zeitraum gezeigt hat, was Ehrenamt mit hoher Fachkompetenz bedeuten kann und der sich dadurch in ganz herausragender Weise um die Sicherheit in der Gemeinde Neufahrn verdient gemacht hat!

 

Jens-Peter Lentrodt
Gruppenführer Feuerwehr Neufahrn